Irgendwann stellt sich jeder Sprecher die Frage, ob die Anschaffung eines eigenen Homestudios Sinn macht und für mehr Umsatz sorgt. Ich sage ganz klar: JA! Nach meiner Erfahrung ist der Einstieg in die Welt des professionellen Sprechens ohne ein eigenes Studio mittlerweile fast unmöglich. Auch erfahrenen Sprechern empfehle ich ein eigenes Homestudio einzurichten. Warum das so ist, erfährst du im folgenden Beitrag.

1. Warum solltest du ein eigenes Homestudio haben?
2. Welche räumlichen Herausforderungen gibt es?
3. Welches Equipment braucht man?
4. Was kostet ein eigenes Homestudio?

Homestudio einrichten

1. Warum solltest du dir ein Homestudio einrichten?

Dank bezahlbarer digitaler Technik ist es möglich, ein Homestudio einzurichten und einen professionellen Studiosound herzustellen. Es gibt nur noch wenige Produktionsstudios, die darauf bestehen, dass du bei der Sprachaufnahme vor Ort bist. Das betrifft größtenteils Produktionen, bei denen Kunde, Agentur etc. anwesend sein wollen. Den größten Teil deines Umsatzes wirst du mit Aufnahmen im eigenen Studio machen. Ich selbst betreibe mein Business seit 2012 und und war bisher gefühlt in 5 Studios… Solltest du nicht in Berlin, München, Frankfurt oder Hamburg leben, wird es ohnehin schwer in der Studiolandschaft Fuß zu fassen. Erwähnen möchte ich auch, dass selbst High End Studios wie Studio Funk, Hastings, Loft, Media-Paten aufgrund der anhaltenden Kontakteinschränkungen etc. in den letzten zwei Jahren zunehmend auf professionelle Homerecordingaufnahmen setzten. Außerdem bist du so flexibel, dass du Studios und Produktionsfirmen von Hamburg bis München mit deinen Sprachaufnahmen versorgen kannst. Welche Ausbildung du brauchst, um Sprecher oder Sprecherin zu werden, erfährst du in diesem Beitrag: Ausbildung zum Sprecher / Sprecherin. Mit einer geeigneten Schnitt Software ist das selbst aufnehmen und bearbeiten von Sprachaufnahmen kein Problem. Es gibt verschiedenen Möglichkeiten, deine Kunden trotz der räumlichen Entfernung live in deine Produktion einzubinden, so dass eine Regie aus der Ferne kein Problem ist. Das funktioniert mit diversen Softwarelösungen für Remote-Aufnahmen, wie SessionlinkPRO, Source Connect, bodalgoCall, APT IP, Skype, Microsoft Teams u.v.m.

Fazit: Wer heute als Sprecher oder Sprecherin arbeiten will, wird ohne eigenes Homestudio kaum (finanziellen) Erfolg haben.

2. Welche räumlichen Herausfordungen gibt es?

Zunächst solltest du dir die Frage stellen, in welchem Umfeld du dein Homestudio einrichten willst. Wohnst du an einer belebten Straße mit viel Verkehr, in der Einflugschneise eines Flughafens oder über einer Tischlerei musst du deine Räumlichkeiten anders denken, als wenn du in einer ruhigen Siedlung ohne viel Lärm lebst. In einem lauten Umfeld mit vielen ungewünschten Geräuschen empfehle ich dir eine Raum-in-Raum Konstruktion. Eine Sprachkabine für Sprecherinnen und Sprecher gibt es als fertigen Bausatz in verschiedenen Größen. Die gängigsten Anbieter sind Studiobricks und Desone – die Preise starten hier für das kleinste Raummaß bei 5.500 Euro zzgl. MwSt. Wenn du dich für eine solche Variante entscheidest, solltest du vorab klären, ob die Statik deines Raumes den Aufbau eines solchen „Monsters“ zulässt. Das Gewicht liegt nämlich bei ca. 600 kg auf gerade mal 2 qm…

Wenn dir 5.500 Euro zu viel sind, kannst du auch bei gebraucht bei Ebay schauen. Eine weitere, wahrscheinlich die preiswerteste Variante, ist der „Selbstbau“. Alle nötigen Materialien gibt es im Baumarkt und u.a. beim Versandhändler Thomann.

Vielleicht hast du aber auch einen ungenutzten kleinen Raum zur Verfügung, den du als „Sprachkabine“ nutzen kannst. Bei der Planung solltest du bedenken, dass du dich in der Kabine wohl fühlst, denn wenn du irgendwann einmal ein Hörbuch in diesem Umfeld einsprechen musst, solltest du nach 10 Minuten keine Platzangst bekommen. Achte darauf, wenn du die Selbstbau-Variante wählst, dass du den Raum nicht „totdämmst“. Die oft benutzten Eierpappen führen nicht zu einem besseren Klang, sondern „killen“ lediglich die hohen Frequenzen. Bei der akustischen Einrichtung des Raumes solltest du einfach mal ein paar Testaufnahmen machen und hören, hören, hören. Vielleicht hast du auch Bekannte oder befreundete Studios, die dir hinsichtlich des Sounds ein paar nützliche Ratschläge geben können. Als kleiner Tipp von mir: wenn du in deinem Raum in die Hände klatschst, solltest du keinen Hall hören. Zuviel gedämmt hast du, wenn du die Tür deiner Kabine schließt und plötzlich Druck auf den Ohren hast, wie bei einer rasanten Fahrstuhlfahrt.

Fazit: Egal wie gut deine Technik ist, wenn dein Raum scheiße klingt, nütze dir das teuerste Mikrofon nichts.

Technik Homestudio

3. Welches Equipment braucht man, um ein Homestudio einzurichten?

Um es ganz einfach zu machen: ein Homestudio besteht grundsätzlich aus: Mikrofon, Verstärker, Computer, Software und natürlich Kopfhörer! Die einzelnen Komponenten lassen sich beliebig erweitern. Hinsichtlich des Umfangs und Preis sind nach oben, wie bei Vielem im Leben, keine Grenzen gesetzt. Ich selbst verwende ein Neumann TLM 103, einen Vorverstärker der Firma Millenia Typ HV-3C, sowie einen Standard Tower PC (Windows 10). Wenn sich der Rechner, mit dem du deine Sprachaufnahme aufzeichnest im gleichen Raum wie dein Mikrofon befindet, solltest du auf ein lüfterloses Gerät setzen oder ggfls. den Lüfter tauschen, wenn du mit einem bestehenden Gerät arbeiten möchtest. Schnittsoftware gibt es auch en masse… Um einfache Aufnahmen zu schneiden, akustisch etwas zu bearbeiten und evtl. an ein Bild anzulegen, empfehle ich dir Cubase Elements (Kostet ca. 80 €).

Anforderungen an den Rechner

Ich empfehle dir einen Laptop oder Stand PC, Windows 10, mindestens 8 GB Ram, Intel Prozessor i5 und eine SSD Festplatte. Damit hast du zumindest, was die Aufnahme betrifft, ein stabiles Gerät. Mit einem halbwegs modernen MacBook machst du übrigens auch nichts falsch…

Fazit: Um eine professionelle Sprachaufnahme abzuliefern, brauchst du keine 30 Geräte und musst auch kein Tontechniker sein.

4. Was kostet ein eigenes Homestudio?

An dieser Stelle meines Beitrages möchte ich dir drei Packages vorschlagen. Preiswert, mittel, teuer. Die Anschaffung eines PCs/Mac bzw. den Bau einer Sprachkabine habe ich hierbei NICHT berücksichtigt.

Variante 1 – preiswert (405 €) / Stand: 01/2022

Mikrofon: Rode NT1 Vocal Bundle (172 €)
Vorverstärker: Focusrite Scarlett Solo (104 €)
Kopfhörer geschlossen: Beyerdynamic DT-770 Pro 250 Ohm (129 €)

Ein Poppkiller zum entfernen der Pulsivlaute ist im Rode Bundle bereits enthalten.

Variante 2 – mittel (2.166,50 €) / Stand: 01/2022

Mikrofon: Neumann TLM 103 Studio Bundle (1.069 €)
Vorverstärker: SPL Track One MkII (949€)
Kopfhörer geschlossen: Beyerdynamic DT-770 Pro 250 Ohm (129 €)
Popkiller: K&M (19,50)

Variante 3 – teuer (8.145,50 €) / Stand: 01/2022

Manley Reference Cardioid Mic (3.198 €)
Manley Voxbox Combo (4.799 €)
Kopfhörer geschlossen: Beyerdynamic DT-770 Pro 250 Ohm (129 €)
Popkiller: K&M (19,50)

Und dann gibt es natürlich noch den mobilen Einsatz. Wenn ich auf Reisen gehe oder in den Urlaub fahre, dann nehme ich meinen Laptop, Kopfhörer und das Rode NT-USB Mikrofon (142,00 €) mit. Es hat einen eingebauten Verstärker und Kopfhörer-Ausgang und geht direkt via USB in den Rechner. Kompakter geht es nicht und der Sound ist auch ganz passabel für kleinere Sprachaufnahmen.

FAZIT: Ich empfehle dir, wenn du ernsthafte Absichten hast, Variante 2. Akustisch sauber, klar und bezahlbar. Solltest du ein großes Budget zur Verfügung haben – dann gönn´ dir Variante 3. Große klangliche Unterschiede wirst du zwischen Variante 2 und 3 allerdings nicht hören.

Wenn du Fragen zum Thema Homestudio einrichten für Sprecherinnen und Sprecher hast, dann schreib mir gern eine E-Mail.